Andere Kriegsgefangenenlager
Diese Karte zeigt die Standorte aller Lager in Japan, in denen während des Ersten Weltkriegs deutsche Gefangene untergebracht wurden. Anfänglich wurden die Gefangenen nur vorübergehend untergebracht, da man davon ausging, dass der Krieg nicht lange andauern würde. Später wurden größere Lager eingerichtet, in die die Gefangenen versetzt wurden. Die folgende Tabelle, die sich auf Daten des DIJ, stützt, fasst die Veränderungen zusammen, die sich ergeben haben:
Die von Herrn Hans Joachim Schmidt auf seiner umfassenden Website zusammengetragenen Einzelberichte geben einen Einblick in das Leben in einigen der anderen Lager. Es würde einen erheblichen Mehraufwand bedeuten, eine detaillierte und ausgewogene Studie über diese Lager zu erstellen, aber es ist erwähnenswert, dass sie nicht auf der gleichen liberalen Grundlage wie Bando geführt wurden. Die folgenden Auszüge sind diesen Berichten entnommen. Das Verhalten der Lagerleitung – und der Häftlinge – konnte leicht zu Problemen führen.
So beschreibt Karl von Bodeker in seinem Bericht über das Leben in Ninoshima (§4. Gefangenschaft) schlechte Beziehungen und ungerechte Bestrafungen:
„Ganz übel erging es 5 Offizieren, die einen Fluchtversuch versucht hatten, was an sich schon eine große Dummheit war, denn die Chancen für ein Gelingen waren gleich null. Bis zum japanischen Festland brauchte der Dampfer fast eine Stunde, irgendein Boot stand ihnen nicht zur Verfügung, und auch selbst, wenn sie aufs Festland gekommen wären, hätten sie bis zum nächsten Hafen fast einen Tag mit der Bahn fahren müssen, wo jeder Europäer ebenso auffiel, wie hier ein Japaner. Überdies war der Plan durch Spitzel längst den Japanern verraten worden, und als sie durch ein Loch unter dem Zaun auf der anderen Seite erschienen, wurden sie sofort von der Wache festgenommen. Strafen: die beiden ältesten 4 Jahre Zuchthaus, die anderen 3 Jahre. Eigentlich wollten sie den Rädelsführer erschießen, dieser konnte aber nicht ermittelt werden, weil jeder behauptete, der Anstifter zur Flucht gewesen zu sein.
Die Zuchthausstrafe wurde in einem richtigen japanischen Zuchthaus verbüßt, zwischen japanischen Raubmördern. Einer von den 5 hat diese Tortur nicht lange überlebt, ein anderer wurde wahnsinnig, die anderen kamen als alte, weißhaarige Männer heraus, als wir die Heimreise antreten durften".
Ernst Kluge beschreibt die Lage in Kurume (§3. Zwischenstück):
„... und leider muß auch gesagt werden, daß die Schuld an den schlechten Verhältnissen zwischen den Japanern und uns zum großen Teil auch auf unserer Seite zu suchen war. Besonders das taktlose, dumme Benehmen eines Teiles unserer Offiziere hat uns manch böse Stunde bereitet. Wann sie sich durch ihr Herumreiten auf überspannten Ehrbegriffen allein Schwierigkeiten gemacht hätten, so wäre das schließlich ihre Sache gewesen, aber leider musste letzten Endes das Mannschaftslager die Suppe auslöffeln, die die hohen Herren eingebrockt hatten."
Adalbert von Kuhns Bericht über Aonogahara ist ebenso düster:
„Eine andere Art, die Leute zu schikanieren, waren die vielen Appelle und die Runden bei Nacht. Jede Nacht, bis zum Tage vor unserem Abtransport Ende 1919, kam zwei- bis dreimal die Patrouille der Wache, um sich zu überzeugen, ob man auch auf seiner Matratze liege. Wenn man nicht schon durch den Lärm und das recht geräuschvolle Öffnen der Schiebetüren aufwachte, so besorgte dies die Wache dadurch, daß sie einem mit der Papierlaterne möglichst lang ins Gesicht leuchtete. Im Sommer, wenn man unter Moskitonetzen schlief, da sahen die tapferen Krieger des Mikado nichts und benützten dann ein anderes Mittel, um sich unserer Gegenwart zu vergewissern. Da wurde einfach mit dem Seitengewehr so lange herumgestochert, bis der eventuell noch Schlafende durch einen kräftigen Fluch seine Anwesenheit kundtat!"
Er erwähnt auch Bando:
„Ausnahme mag vielleicht das Musterlager in Bando auf der Insel Shikoku gewesen sein. Dieses Lager wurde von den Japanern 1917 errichtet. Auf einer kleinen Insel der Binnensee gelegen, war es das eine Reklamelager der Japaner, das sie womöglich jedem Fremden zeigten. Es war weitaus das größte, umfasste einen recht großen Teich, in dem die Leute nach Belieben baden konnten, und sogar das Baden im Meer war erlaubt."