Diese Website macht eine wichtige historische Quelle aus dem Ersten Weltkrieg dem allgemeinen Leser zugänglich. Zu Beginn des Krieges wurde die deutsche Kolonie in Tsingtau von den Japanern, zusammen mit einem relativ kleinen britischen Einsatzkontingent, angegriffen und überwältigt. Die Kriegsgefangenen wurden nach Japan gebracht und dort bis nach Kriegsende interniert. Die Website enthält Scans der Originaldokumente sowie englische Übersetzungen der deutschsprachigen Zeitung, die im Kriegsgefangenenlager Bando bei Tokushima auf der Insel Shikoku in Japan produziert wurde. Aus urheberrechtlichen Gründen sind die in Japan erstellten deutschsprachigen Transkriptionen hier nicht verfügbar.
Die erste Ausgabe der Lagerzeitung wurde im September 1917 veröffentlicht. Bis März 1919 erschien sie wöchentlich, danach wurden bis September desselben Jahres größere monatliche Ausgaben veröffentlicht.1 Die Zeitung liefert nützliche Einblicke in die Haltung der Lagerbewohner. Da sie Zugang zu japanischen und englischsprachigen Medien hatten, konnten sie das Kriegsgeschehen verfolgen und waren offensichtlich nicht verhindert, aus deutscher Sicht darüber zu berichten. Wir erfahren auch, wie die Bewohner angesichts des sehr liberalen Regimes, Beziehungen zur lokalen Bevölkerung aufbauen konnten. Wir können uns ein Bild vom Alltag im Lager machen - wie die Häftlinge sich mit verschiedenen Sportarten, Theateraufführungen und sogar Orchesterkonzerten beschäftigten.
Die Zeitung zeigt ein reges Interesse an China und Japan. Dies äußerte sich auch in Vorträgen, die im Lager gehalten wurden. Die Abbildung rechts zeigt das Titelblatt der ersten Januarwoche 1918. Trotz der humanen Behandlung, die sie in Bando erfuhren, ist es verständlich, dass die Gefangenen auf ein Ende des Krieges hofften, vorzugsweise durch einen deutschen Sieg. Wir erfahren, wie ihre Hoffnungen durch die Ereignisse in Osteuropa zu Beginn des Jahres 1918 und durch die ersten deutschen Siege im Westen verstärkt wurden. Die anschließende Niederlage und das Ende des Krieges fielen mit dem Ausbruch der Spanischen Grippe im Lager zusammen. Als die Bewohner schließlich entlassen wurden, entschieden sich die meisten von ihnen für die Rückkehr nach Deutschland. Das erste Schiff, die Hofuku Maru, nahm 944 Männer mit zurück, darunter 633 aus Bando. Es ist vielleicht nicht überraschend, dass auch an Bord eine Zeitung herausgegeben wurde. Auch diese ist auf der Website (auf Deutsch und Englisch) verfügbar, ebenso wie Scans der handgeschriebenen Originalzeitungen. Das Inhaltsverzeichnis bietet eine bequeme Möglichkeit, in der "Baracke" zu blättern.